Zum Mainpost-Artikel „Steigerwaldbahn-Trasse: Vom Schandfleck zu einem Traum-Fahrradweg?“ und zum Kommentar „Strecke der Steigerwaldbahn bloß nicht zerschlagen!“ hat Thomas Vizl diese Meinung:
Ich kann dem Mainpost-Kommentar von Redakteur Frank Weichhan nur voll zustimmen: Eine fast 50 Kilometer lange Infrastruktur-Trasse darf man nicht einfach so aufgeben! Eine Zerschlagung dürfen wir nicht zulassen.
Eine gute Infrastruktur ist entscheidend für die Entwicklung einer Region. Eine moderne Bahnstrecke wäre ein Gewinn für die Region und für jede Gemeinde entlang der Strecke. Das haben mir auch zahlreiche Bürgermeister und Kommunalpolitiker aus anderen Regionen mit Bahnanschluss bestätigt. Deshalb ist es um so unverständlicher, dass besonders die Gemeinden und Bürgermeister (außer der Stadt Gerolzhofen) die Entwidmung der Trasse als Bahnlinie vorantreiben. Nach einer Entwidmung (Freistellung von Bahnbetriebszwecken) unterliegen die Grundstücke dem Planungsrecht der Gemeinden und diese können die Nutzung festlegen. Eine einheitliche Nutzung, zum Beispiel als Fahrradweg oder als Trasse für autonomes Fahren, kann dann an einer einzelnen Gemeinde scheitern. Zudem kann der private Grundeigentümer die Grundstücksteile verkaufen. Interessenten stehen sicherlich schon in den Startlöchern und vorbei ist es mit den Träumen der CSU von People-Movern oder Schnell-Fahrradweg.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die Trasse für die Infrastruktur weiterhin zu sichern: Entweder bleibt die Widmung für Bahnbetriebszwecke weiterhin erhalten, was ich persönlich für sinnvoll halte, oder die beiden Landkreise kaufen das Grundstück vom privaten Eigentümer. Die Bahnstrecke ist auch im aktuellen Zustand kein „Schandfleck“ für die Region, sondern ich halte es für eine Schande, wie Politiker aus der Region und vor allem die CSU-Staatsregierung eine historische Chance verspielt. Im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern in Bayern steht: „Stillgelegte Eisenbahnstrecken wollen wir dort reaktivieren, wo es sinnvoll und möglich ist.“ In unserer Region wäre es sinnvoll und möglich, man muss nur wollen.
Thomas Vizl ist stellvertretender Landrat im Landkreis Schweinfurt und Mitglied bei B90/Grüne.